Mit Kreativität Kraft
aus der Krise schöpfen

Die SAW feierte 2020 ihr 70-jähriges Bestehen. Gleichzeitig war das Jahr geprägt vom Umgang mit der Coronapandemie. Statt mit einem grossen Geburtstagsfest feierte die SAW ihr Jubiläum mit mehreren kleineren Aktivitäten, die noch bis zum 28. Juni 2021 weitergeführt werden. Auch andere Anlässe konnten mit Kreativität und Flexibilität erfolgreich umgesetzt werden. Einblicke in ein aussergewöhnliches Jahr.

Kreativität, Flexibilität, Solidarität – das sind die Begriffe, die das vergangene Jahr in der SAW geprägt haben. Während rundum meist nur von der Krise die Rede war, welche die Welt zweifelsohne seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie bestimmt, zeigte sich in der SAW, was trotz allem möglich ist und was neu entstehen kann, wenn man der Krise mit Kreativität begegnet.

Als im Januar 2020 erste Nachrichten über einen neuen Krankheitserreger in China eintrafen, konnte sich noch kaum jemand vorstellen, wie stark sich unser aller Leben in den kommenden Wochen und Monaten verändern würde. Vor allem für ältere Menschen wie die Mieterinnen und Mieter der SAW ist die Welt seit dem Frühjahr 2020 ein gutes Stück kleiner geworden. Freud und Leid lagen oft nah beieinander. Einerseits mussten zahlreiche Veranstaltungen abgesagt werden, andererseits organisierte die SAW mehrere kleine, aber feine Aktionen, um die Stimmung ihrer Mieterinnen und Mieter zu heben – vor allem aber auch, um die Lebensqualität und die Sicherheit in den Siedlungen aufrechtzuerhalten.

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Eröffnungsfest
mit Klang

152 grosszügige und günstige Alterswohnungen sind in der Ersatzüberbauung Helen Keller in Schwamendingen entstanden. Am 28. August 2020 wurde die SAW-Siedlung eröffnet. Aufgrund von Corona ohne externe Gäste, dafür mit einem experimentellen Hauskonzert und einem Apero der besonderen Art.

zum Bericht

Herausforderung angenommen

Bereits im Januar richtete die SAW einen Pandemiestab ein, um Vorbereitungen zu treffen, falls sich Covid-19 zur Pandemie ausweiten sollte. So waren die Schutzkonzepte bereit, als sich die Lage bald darauf tatsächlich verschärfte. Die Eingänge zu den Siedlungen wurden für die Öffentlichkeit geschlossen, um den Publikumsverkehr einzudämmen. Für Bauarbeiter wurden separate Zugänge eingerichtet, wo dies nötig und möglich war.

Nur zu rasch wurde klar, dass auch das Veranstaltungsprogramm der SAW-Soziokultur angepasst werden musste. Zunächst schien es zu genügen, die Teilnehmendenzahl stark einzuschränken und Desinfektionsmittel zur Verfügung zu stellen. Doch noch bevor der Bundesrat Mitte März den Lockdown für die ganze Schweiz verordnete, beschloss die SAW, zum Schutz ihrer Mieterinnen und Mieter sämtliche Veranstaltungen abzusagen.

Not macht erfinderisch

Mithilfe der Gedächtnis- und Bewegungstrainer*innen entwickelte die SAW ein Fernkursprogramm für die Teilnehmer*innen der «agil&mobil»-Kurse. Jede Woche erhielten diese per Post Aufgabenblätter zugeschickt, die sie ausfüllen und den Kursleiter*innen zur Korrektur zurückschicken konnten. Wer Fragen hatte oder für sein Bewegungstraining mehr Anleitung brauchte, erhielt telefonisch persönliche Unterstützung. Statt Vorträge und Workshops organisierte die SAW-Soziokultur insgesamt 16 Garten- und Hofkonzerte. Die Musiker und Musikerinnen spielten im Aussenbereich, während die Mieter*innen von Balkonen, Laubengängen, Fenstern und Gartensitzplätzen aus in gebührendem Abstand die Darbietungen geniessen konnten.

Allein acht der Konzerte wurden von der Violinistin Debora Vonwiller gegeben, die der SAW vom früheren «10vor10»-Moderator Stefan Klapproth vermittelt worden war. Mit romantischen Melodien sorgte sie bei den Zuhörenden mehr als einmal für Tränen der Rührung. Weitere Konzerte entstanden dank der Initiative der Wahlzürcherin Vera Kaa. Zu hören waren die Muotataler Volksmusiker des Bernhard-Betschart-Trios, Dr Eidgenoss mit seiner Familienkapelle, die stimmgewaltige Nina Dimitri mit Silvana Gargiulo und natürlich Vera Kaa selbst.

Zahlreiche Musikerinnen und Musiker gaben während des Lockdowns in den Gärten und Höfen verschiedener SAW-Siedlungen Konzerte für die Mieterinnen und Mieter.
Radiobericht von Radio 24 über das 1. SAW-Gartenkonzert mit Debora Vonwiller

Solidarität gegen Einsamkeit

Mit dem Lockdown brach in der Bevölkerung eine beispiellose Solidaritätswelle aus. Student*innen, die aufgrund der geschlossenen Universitäten unerwartet viel Freizeit hatten, aber auch zahlreiche Nachbarinnen und Nachbarn von SAW-Siedlungen meldeten sich telefonisch oder per E-Mail, um ihre Unterstützung anzubieten. Eine Schulklasse schrieb herzerwärmende Briefe an die Mieterinnen und Mieter der SAW-Siedlung Schaffhauserplatz, und die vielen freiwilligen Einkaufshelfer*innen gaben sich in den Siedlungen die Klinke in die Hand. Die Gefahr stieg, dass das Virus durch wohlmeinende Helfer*innen in die Siedlungen getragen würde. Vereinzelt kam es auch zu Missbrauchsfällen, vermeintliche Helfer*innen nahmen wohl Geld an, lieferten jedoch nie Einkäufe ab. Zur Sicherheit der Mieter*innen baute die SAW innert kürzester Zeit einen Einkaufsdienst mit eigenen Mitarbeitenden auf. Während des Lockdowns stand dieser kostenlos zur Verfügung.

Bericht des Internetportals «Izzy» über einen freiwilligen Helfer und sein Engagement für Verena Oldani, Mieterin in der SAW-Siedlung Irchel

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Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse im Schulhaus Hutten schrieben den Mieterinnen und Mietern der Siedlung Schaffhauserplatz Briefe.
Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse im Schulhaus Hutten schrieben den Mieterinnen und Mietern der Siedlung Schaffhauserplatz Briefe.
Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse im Schulhaus Hutten schrieben den Mieterinnen und Mietern der Siedlung Schaffhauserplatz Briefe.
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Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse im Schulhaus Hutten schrieben den Mieterinnen und Mietern der Siedlung Schaffhauserplatz Briefe.
Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse im Schulhaus Hutten schrieben den Mieterinnen und Mietern der Siedlung Schaffhauserplatz Briefe.
Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse im Schulhaus Hutten schrieben den Mieterinnen und Mietern der Siedlung Schaffhauserplatz Briefe.

Die SAW kümmert sich

Auch der hauswirtschaftliche «Wochenkehr» wurde vom SAW-Pandemiestab als potenzielle Gefährdung der Mietenden eingestuft und deshalb während des Lockdowns ausgesetzt. Die hauswirtschaftlichen Unterstützungsangebote der Spitex Zürich SAW wurden auf das Notwendigste reduziert. Die Mitarbeiterinnen der Hauswirtschaft waren stattdessen jeden Tag als «Kümmerinnen» in den Siedlungen präsent. Sie erkundigten sich nach dem Wohlergehen der Mieter*innen, fragten nach, ob jemand Unterstützung brauchte, gaben Tipps – zum Beispiel wo man gute Mahlzeiten bestellen kann – und erledigten Botengänge oder gingen einkaufen, alles unter Einhaltung der notwendigen Distanz (mehr dazu im Porträt).

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Und das Jubiläum?

Ein grosses Jubiläumsfest im Sommer war geplant gewesen, nun wurde aus dem Jubiläumsfest ein ganzes Jubiläumsjahr. Es entwickelte sich ein Reigen kleinerer Anlässe und Aktionen, die bis in den Sommer 2021 weitergeführt werden (mehr darüber in der WohnZeit Nr. 2/2020). Dass sich mit einem guten Schutzkonzept vieles umsetzen lässt, hatten schon die Garten- und Hofkonzerte gezeigt. Ein weiteres, aussergewöhnliches Konzert erklang an der feierlichen Eröffnung der Siedlung Helen Keller in Schwamendingen am 28. August 2020. Die in zwei Etappen erstellte Siedlung umfasst vier Gebäude mit 152 modernen Alterswohnungen und verfügt über einen einladenden Gemeinschaftsraum und einen kleinen Fitnessraum. Um mit den Mieterinnen und Mietern gemeinsam feiern zu können, stellte die SAW allen einen Papiersack mit den Zutaten für einen Apéro vor die Wohnungstür. Derart ausgerüstet, prosteten sich alle Mietenden über die Stockwerke hinweg zu und verfolgten im Treppenhaus die Ansprachen des Stiftungsratspräsidenten, Stadtrat Andreas Hauri, und der SAW-Direktorin Andrea Martin-Fischer. Im Anschluss spielten die Musiker Hannes Wittwer und Leo Marcionetti auf den in die Wände eingelassenen Kunst-Instrumenten der Berliner Künstlerin Nevin Aladağ ein experimentelles Konzert, bevor die festliche Karawane zum nächsten Haus weiterzog, wo sich das Programm für die dortigen Mieterinnen und Mieter wiederholte.

WohnZeit Nr. 2/2020 Siedlungseröffnung
Eindrücke von der Eröffnungsfeier der SAW-Siedlung Helen Keller am 28. August 2020.

Viel Glück zum Geburtstag

Zur Erinnerung an die Grundsteinlegung für die erste SAW-Siedlung im Oktober 1950 legte die SAW allen Mieterinnen und Mietern symbolisch einen «Grundstein» aus Schokolade in den Briefkasten. Auch die neue Website www.wohnenab60.ch soll in gewissem Masse ein Geschenk an die Mieterinnen und Mieter sein, bietet sie doch mit ihrem «Schwarzen Brett», das mit eigenen Informationen gefüllt werden kann, neue Möglichkeiten der Vernetzung der Mieterinnen und Mieter untereinander. Bis zum Ende des Jubiläumsjahres, am 28. Juni 2021, plant die SAW weitere kleine Überraschungen für ihre Mieterinnen und Mieter, um sie an diesem runden Geburtstag der SAW teilhaben zu lassen.

«Glück» wünscht man sich oft zum Geburtstag und Glück hat die SAW in diesem aussergewöhnlichen Jahr auf mannigfaltige Weise erfahren. Sei es durch die strahlenden Augen von Mieter*innen bei den Gartenkonzerten, sei es durch die Freude, mit der die «Kümmerinnen» ihre Unterstützungsaufgaben wahrnahmen oder sei es durch die Dankbarkeit für die Hilfsbereitschaft vieler Nachbarinnen und Nachbarn, die im ersten Lockdown älteren Menschen ihre Unterstützung angeboten haben. Glück hatte die SAW auch bezüglich Corona: Nur eine einzige Mieterin erkrankte während des ersten Lockdowns an Covid-19 und auch in der zweiten Welle blieben die Krankheitsfälle in den Siedlungen sehr selten.

Mitarbeitende und Mieterschaft haben sich in der Pandemie verantwortungsvoll und umsichtig gezeigt. Sie alle haben dazu beigetragen, dass der Coronakrise mit gegenseitiger Rücksichtnahme und Fürsorge begegnet werden konnte. Und dass aus dieser Krise eine Kraft entstehen konnte, die uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind: dem Weg, den die Stiftung Alterswohnungen vor 70 Jahren unter die Füsse genommen hat und der sie hoffentlich noch – mindestens – weitere 70 Jahre in die Zukunft trägt.

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