«Unsere Anwesenheit
wurde sehr geschätzt»

Ilona Vogel unterstützt Mieterinnen und Mieter der SAW, wenn der Haushalt zu beschwerlich wird. Im ersten Lockdown veränderten sich ihre Aufgaben. Als Mitglied des neu geschaffenen «Kümmerinnenteams» führte sie wichtige Gespräche, übernahm Einkaufsdienste und sorgte in den Siedlungen dafür, dass niemand vergessen wurde.

«Als im Frühling der Lockdown kam, suchte die SAW nach Möglichkeiten, ihre Mieterinnen und Mieter, die gemäss bundesrätlicher Empfehlung zu Hause bleiben sollten, zu unterstützen. Wir konnten im Team der hauswirtschaftlichen Spitex viele Termine nicht mehr wahrnehmen, denn gemäss den geltenden Regeln durften wir unsere Kunden und Kundinnen nicht mehr in ihren Wohnungen besuchen. So fiel beispielsweise der sogenannte «Wochenkehr» weg und wir hatten freie Kapazität, die wir anders nutzen konnten. In der Hauswirtschaft geht es nicht um medizinische Dienstleistungen, die selbstverständlich weitergeführt wurden, sondern um Unterstützung im Haushalt, auf die in dieser aussergewöhnlichen Situation teilweise verzichtet werden musste.

Ilona Vogel erzählt, wie ihre «Kümmerinnentour» durch eine Siedlung ablief.

Als sogenannte «Kümmerinnen» schauten wir fortan in den Siedlungen, wie es den Mieterinnen und Mietern während des Lockdowns erging. Viele trauten sich kaum noch aus dem Haus, nicht einmal für Spaziergänge, geschweige denn zum Einkaufen. Kein Wunder, dass sich manche einsam fühlten. Wir nahmen uns Zeit, sprachen mit Mieterinnen und Mietern, die uns zufällig begegneten, fragten, wie es ihnen gehe und ob wir etwas für sie tun könnten. Ich achtete darauf, dass ich immer dieselbe Jacke trug und leicht wiedererkannt werden konnte. Wichtig war auch, dass wir uns jederzeit ausweisen konnten, so wussten die Mieter*innen, dass wir im Auftrag der SAW vor Ort waren und dass wir uns zu 100 Prozent an die Vorschriften hielten, nicht zuletzt hinsichtlich der Hygiene.

Wir sprachen auch Unbekannte an oder Personen, die ohne Maske in die Siedlungen kamen. Dazu gehörten viele Hilfsbereite, die sich zu wenig bewusst waren, dass sie ohne die geringste Absicht das Virus in die Siedlungen tragen könnten, leider aber auch unerwünschte Personen wie Trickbetrüger, die durch unsere Präsenz nachhaltig abgeschreckt wurden. Auch darum wurde unsere Anwesenheit in den Siedlungen sehr geschätzt. Viele fühlten sich sicherer, weil die SAW sicht- und spürbar im Haus war. Das sorgte mitten in der herrschenden Ungewissheit für ein Stück Geborgenheit.

«Wichtig war, dass wir uns jederzeit ausweisen konnten, so wussten die Mieter*innen, dass wir im Auftrag der SAW vor Ort waren»
Ilona Vogel, SAW-Spitex-Hauswirtschaft

Natürlich standen wir nicht nur herum und plauderten mit den Leuten. Morgens, wenn ich in die Siedlung kam, kontrollierte ich zuerst alle Briefkästen. Wenn sich in einem Fach Briefe und Prospekte stapelten, versuchte ich, die jeweilige Mieterin oder den jeweiligen Mieter telefonisch zu erreichen, und erkundigte mich, ob alles in Ordnung sei. Wenn niemand meine Anrufe beantwortete, ging ich bei der Wohnung vorbei, klingelte und klopfte an die Tür. Oft war dann doch jemand zu Hause und ich konnte nach einem kurzen Gespräch beruhigt weiterarbeiten. Einige unserer Mieterinnen und Mieter hatten sich wegen der Coronapandemie noch mehr zurückgezogen als zuvor. Sie reagierten zuerst überrascht oder sogar leicht verärgert, wenn ich klingelte und mich nach ihrem Befinden erkundigte. Sobald ich aber erklärt hatte, wer ich bin und weshalb ich vor der Tür stehe, waren sie darüber sehr erfreut und dankbar. ‹Es ist schön zu wissen, dass die SAW uns in dieser schwierigen Zeit nicht im Stich lässt›, sagte einer der Mieter zu mir, der sonst kaum je mit jemandem spricht. Solche Erlebnisse wärmten mein Herz fast an jedem Tag.

«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.
«Einfach mal klingeln und fragen, wie es geht»: Rachel Gnägi und Martina Horath gehörten zum Kümmerinnenteam.

Nach der ersten Tour durch die Siedlung ging ich für einige Mieterinnen und Mieter einkaufen, damit sie nicht in die vollen Läden gehen oder mit Tram und Bus fahren mussten. Es war gar nicht so einfach, die verschiedenen Bedürfnisse zu erfüllen: JedeR hat ja so seine speziellen Vorlieben, da war es wichtig, nicht irgendeinen Schwarztee oder eine x-beliebige Schokolade zu bringen, sondern im richtigen Laden die richtige Sorte zu finden.

Auch für unseren internen Zusammenhalt waren die Einsätze als Kümmerin positiv. Ich hatte deutlich häufiger Kontakt mit den Hauswarten und den Spitex-Mitarbeitenden in den Siedlungen. Wir tauschten uns aus und informierten uns gegenseitig, wenn wir das Gefühl hatten, dass bestimmte Mieter*innen mehr Unterstützung brauchen könnten. Diese Erlebnisse helfen uns weit über die Pandemie hinaus und stärken auch intern das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Alles in allem hat mir die Pandemie auch viele beglückende Momente beschert – und ich hoffe, unseren Mieterinnen und Mietern geht es ebenso, trotz der Einschränkungen, die diese schwierige Zeit bestimmt hat.»