Am liebsten treffen sich die Mieterinnen und Mieter doch im richtigen Leben

Die SAW fördert die Vernetzung ihrer Mieterinnen und Mieter auf vielfache Weise. Auch digitale Werkzeuge helfen, die soziale Gemeinschaft zu stärken. In ihrer jüngsten Siedlung an der Erikastrasse in Zürich-Wiedikon führte die SAW unterschiedliche neue Vernetzungsangebote ein – mit Erfolg.

«Gibt es irgendwo einen Rollstuhl, den ich mieten könnte? Ich habe den Fuss im Gips und darf ihn einen Monat nicht belasten». Diese Nachricht schickte eine Mieterin der SAW-Siedlung Erikastrasse über die Vernetzungs-App «HomeBeat» an ihre Nachbar*innen. Die Antworten kamen prompt und zahlreich. Nicht nur, dass sich innert zwei Stunden herausstellte, dass eine andere Mieterin tatsächlich mit einem Rollstuhl aushelfen konnte, der ungebraucht im Keller stand. Viele Antworten zeigten auch grosse Anteilnahme und neben den Gute-Besserungswünschen meldeten sich auch Nachbarinnen und Nachbarn mit dem Angebot, im Alltag zu helfen. Auf unkomplizierte Weise konnte so nicht nur ein akutes Problem gelöst, sondern auch die Gemeinschaft gestärkt werden.

Das Beispiel zeigt, was die Stiftung Alterswohnungen unter digitaler Vernetzung versteht: Ein Angebot, das teilweise auch auf elektronischen Kommunikationswegen basiert, letztlich aber vor allem die soziale Vernetzung im analogen Alltag zur Folge hat. Die digitalen Hilfsmittel, welche die SAW ihren Mieterinnen und Mietern zur Verfügung stellt, führen in den meisten Fällen zu persönlichen Begegnungen im realen Leben.

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Alle Infos zur Erikastrasse

Alle Siedlungen der Stiftung werden auf der SAW Hauptseite im Detail beschrieben. Sie finden hier auch Details zum Wohnungsspiegel und zu den Grundrissen.

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Man trifft sich digital und analog

Die SAW-Siedlung Erikastrasse in Zürich-Wiedikon, in der seit dem Einzug «HomeBeat» eingesetzt wird, ist die jüngste Siedlung der Stiftung Alterswohnungen. Sie wurde am 25. März 2019 eröffnet und bietet 84 Mieterinnen und Mietern in 56 Wohnungen ein neues, modernes, altersgerechtes und gleichzeitig sehr urbanes Zuhause. Gut die Hälfte der Mieterinnen und Mieter verwendet die Vernetzungsapp regelmässig. Zum einen nutzen Viele «HomeBeat», um die SAW zu kontaktieren. Rasch und unkompliziert können sie über die App Störungen melden, wenn beispielsweise ein Lift ausgefallen ist oder eine der ebenfalls per App steuerbaren Waschmaschinen nicht funktioniert wie gewünscht.

Mit fortschreitender Behebung der Baumängel werden diese Meldungen glücklicher Weise seltener. Dafür steigt der Anteil der rein privaten Nachrichten innerhalb der Gemeinschaft. «HomeBeat» wird genutzt, um sich zum Spaziergang zu verabreden, um gemeinsame Aktivitäten zu planen oder ganz einfach, um alltägliche Dinge auszutauschen – oder auch weniger alltägliche wie den Rollstuhl aus dem eingangs erwähnten Beispiel. Besonders berührend sind Rundnachrichten, die keinen anderen Zweck erfüllen, als die Herzen der Mietergemeinschaft zu erwärmen. Beispielsweise, um allen Nachbar*innen einen schönen Frühlingsanfang zu wünschen.

Zum Kursabschluss drehten die Teilnehmer*innen des Workshops «Tablets4All» ein eigenes Video über das, was sie im Kurs alles ausprobiert und erlebt haben. Hier geht’s zum ungekürzten Originalvideo (6½ Minuten).

Begleitete Einführungsphase

In einem einzigartigen Pilotprojekt stelle die SAW den Mieterinnen und Mietern an der Erikastrasse ein Tablet pro Wohnung zur Verfügung auf dem die App gemeinsam installiert wurde, das ansonsten aber mit all seinen Funktionen auch privat benutzt werden kann. Die SAW begnügte sich nicht damit, den Mieterinnen und Mietern die technischen Voraussetzungen anzubieten, sondern organisierte Workshops, in denen die iPad gemeinsam in Betrieb genommen und die Vernetzungs-Apps installiert wurden. Dazu kamen im ersten Jahr nach Einzug weitere fortlaufende Workshops unter dem Titel «Tablets4All», in denen nicht nur «HomeBeat» vertieft erklärt wurde, sondern auch zahlreiche weitere nützliche Applikationen, die das Leben erleichtern und die Gesundheit fördern können. Darunter beispielsweise eine App zur Blutdruckmessung oder auch eine zur sprachgesteuerten Übersetzungshilfe. In der Siedlung Erikastrasse wohnen mehrere ursprünglich fremdsprachige Personen, die jetzt spielerisch mit der Übersetzungssoftware ihre Deutschkenntnisse erweitern.

Nicht zuletzt, weil das Interesse an diesen Workshops so gross war, entstanden weitere Kursangebote: In «Gaming4All» wurden altersgerechte Spiele ausprobiert, die das Gedächtnis trainieren. Der Workshop wurde schliesslich zu einem gemeinsamen Projekt mit Game-Entwicklern und zwei Schulklassen der Primarschule Grünau ausgebaut. Während eines Schuljahres entwickeln die Kinder unter Anleitung von Wissenschaftern und begleitet von Mieterinnen und Mietern der SAW selbst Computerspiele, die für ältere Menschen geeignet sind. Furore machte auch «Graffiti4All», bei dem sich die Teilnehmer*innen aus verschiedenen Siedlungen im Gemeinschaftsraum an der Erikastrasse in die Kunst des Sprayens – auch dazu gibt es hilfreiche Apps – einweisen liessen.

Tages-Anzeiger

Vernetzung bleibt oberste Priorität:
analog und sozial

Neben diesen eher technischen Workshops veranstaltete die SAW zahlreiche weitere Anlässe, mit dem Ziel, die soziale Vernetzung in der neuen Siedlung zu stärken. An den regelmässigen Mieter*innentreffen wurden Fragen an die Stiftung Alterswohnungen im direkten Dialog zwischen der Mieterschaft und den jeweils anwesenden Geschäftsleitungsmitgliedern der SAW geklärt. Dazu gehörten neben Fragen zum Siedlungsleben, zu den Dienstleistungen und der Spitex vor allem viele Rückmeldungen zu baulichen Gegebenheiten, die so gebündelt beantwortet und weiterverfolgt werden konnten.

Alle zwei Wochen lud die SAW ausserdem zu einem informellen «Gipfelitreffen», wo sich die Mieterinnen und Mieter bei Kaffee und Gipfeli untereinander austauschen konnten. Diese «Kennenlerntreffen» fanden regen Anklang und führten rasch zu Freundschaften. Nach einem erfolgreich von der SAW initiierten Anfang übernahmen die Mieter*innen selbst die Organisation der mittlerweile noch monatlich stattfindenden Treffen, aus denen zahlreiche weitere Gemeinschaftsaktivitäten geboren wurden.

Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).
Die Teilnehmenden des Graffiti4All-Workshops liessen sich beim Lettenareal in die Technik des Sprayens einführen (Foto: Urs Jaudas).

Die Architektur fördert Begegnungen

Zu den erfolgreichsten selbstorganisierten Anlässen gehört der gemeinsame Mittagstisch, an dem jeweils freitags zusammen gekocht und gegessen wird. Die Teilnehmer*innen lernen die Rezepte ihrer Nachbar*innen kennen und geniessen. Noch kreativer ist das ebenfalls offene Malatelier im Gemeinschaftsraum, das montags stattfindet. Ermöglicht werden all diese gemeinsamen Aktivitäten nicht zuletzt dank der offen gestalteten Architektur, die das Erdgeschoss rund um den begrünten Innenhof zur Begegnungszone macht. Hier findet sich auch die Leseecke mit bequemen Salonmöbeln und einem rege genutzten Bücherregal, aus dem Bücher nach der Regel «Wer eins nimmt, stellt ein anderes zurück» ausgeliehen und in die Wohnung genommen werden können. Auch die Informationen der SAW sind in der Bibliotheksecke jederzeit greifbar.

In der Lese-Ecke können die Mieterinnen und Mieter Bücher lesen oder ausleihen. Es gilt die Regel: Wer eines mitnimmt, stellt dafür ein anderes zurück ins Regal. Foto: Georg Aerni.
In der Lese-Ecke können die Mieterinnen und Mieter Bücher lesen oder ausleihen. Es gilt die Regel: Wer eines mitnimmt, stellt dafür ein anderes zurück ins Regal. Foto: Georg Aerni.
Die Fitness-Ecke wird rege benutzt. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird auch in anderen Siedlungen die Platzierung von Fitnessgeräten geprüft. Foto: Georg Aerni.
Die Fitness-Ecke wird rege benutzt. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird auch in anderen Siedlungen die Platzierung von Fitnessgeräten geprüft. Foto: Georg Aerni.
Die offene Waschküche in der Begegnungszone im Erdgeschoss lädt zu spontanen Gesprächen ein. Foto: Georg Aerni.
Die offene Waschküche in der Begegnungszone im Erdgeschoss lädt zu spontanen Gesprächen ein. Foto: Georg Aerni.
Im begrünten Innenhof stehen Tische und Gartenstühle für spontane Treffen bereit. Foto: Georg Aerni.
Im begrünten Innenhof stehen Tische und Gartenstühle für spontane Treffen bereit. Foto: Georg Aerni.
Der Gemeinschaftsraum bietet Platz für Workshops, Veranstaltungen oder auch das regelmässig stattfindende Malatelier. Foto: Georg Aerni.
Der Gemeinschaftsraum bietet Platz für Workshops, Veranstaltungen oder auch das regelmässig stattfindende Malatelier. Foto: Georg Aerni.

Neben der Bibliothek liegt die offene Waschküche mit Bügelecke, in der man rasch ins Gespräch mit anderen Mieter*innen kommt. Für viele Mieterinnen und Mieter ist vor allem die Fitness-Ecke zu einem wichtigen Ort im Erdgeschoss geworden. Hier stehen zwei altersgerechte Trainingsvelos, die rege benutzt werden. Daneben eine Sprossenwand, an der ebenfalls viele Übungen ausgeführt werden können. Überall – vor den Büchern, in der Waschküche, an den Trainingsvelos und bei schönem Wetter im Innenhof – kommt es zu spontanen Begegnungen und Gesprächen. In der Siedlung Erikastrasse bleibt niemand allein, der das nicht will.

Andere Siedlungen kommen dazu

Die Angebote, die in der Siedlung Erikastrasse Zuspruch fanden, werden auf weitere Siedlungen ausgeweitet. So finden in der im Frühsommer 2020 fertiggestellten Siedlung Helen Keller ebenfalls Mieter*innen- und Gipfeli-Treffen statt, um den Zusammenhalt und das Siedlungsleben zu stärken. Und auch diese Neubausiedlung erhält einen kleinen Fitnessraum mit Trainingsgeräten. Im Laufe des Jahres soll zudem in der Siedlung Köschenrüti ein weiterer Fitnessraum für die Mieterinnen und Mieter entstehen. In der Seebacher Siedlung organisieren die Mieterinnen und Mieter schon länger gemeinsame Anlässe (lesen Sie dazu unseren Jahresbericht 2018) oder Carfahrten. Für den Ausflug 2019 hat der Bewohnerrat der Siedlung bei der Hatt-Bucher-Stiftung angeklopft, die den Anlass finanziell unterstützt hat, damit auch jene Mieterinnen und Mieter teilnehmen konnten, die sich die Kosten für die Carfahrt sonst nicht hätten leisten können.

Vernetzung bringt Lebensqualität

Das Ziel aller Vernetzungsangebote der SAW, seien sie digital wie «HomeBeat» oder analog wie das grosse Veranstaltungs- und Kursprogramm oder die von der Soziokultur organisierten Gipfeli-Treffen, ist immer, das Zusammenleben und die gegenseitige Unterstützung in den Siedlungen zu fördern. Vernetzung ist eine wichtige Voraussetzung für mehr Lebensqualität im Alter. Je besser sich die Mieterinnen und Mieter in den Siedlungen kennenlernen, desto besser achten sie aufeinander und desto häufiger planen sie auch ohne den Anstoss der SAW gemeinschaftliche Anlässe und Aktionen. Wo es Unterstützung braucht, ist die SAW-Soziokultur gerne behilflich. Das Beispiel Erikastrasse zeigt, dass Vieles ohne grossen Aufwand entstehen kann. Die Wirkung ist umso grösser und freut nicht nur die Mieterinnen und Mieter, sondern auch die Mitarbeitenden der SAW jedes Mal von neuem.

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