Mittendrin – das Schwerpunktthema dieses Jahresberichts ist für mich mit einem sehr wichtigen Begriff verbunden: Nachbarschaft. Damit meine ich nicht nur die lebendige Umgebung mitten im Quartier, von der die meisten SAW-Siedlungen profitieren. Sondern vor allem das Zusammenleben mit den Menschen unmittelbar um einen herum.
Der Nachbar, der mit einem Ei aushilft. Die Computerkundige, die beim Einrichten des Mailaccounts zur Seite steht. Das Paar nebenan, bei dem man sich einen Racletteofen ausleihen kann. Auch spontane Gespräche en passant gehören dazu; ich zum Beispiel erlebe manchmal spannende Diskussionen mit einem Militärsoziologen – in der Waschküche. Zum Verweilen auf einen Schwatz laden auch die grosszügigen Eingangsbereiche in den SAW-Bauten ein; manche Mieterinnen und Mieter machen regen Gebrauch davon. Andere organisieren Mittagstische, Lesegruppen, Vorträge oder Ausflüge. Solche Aktivitäten anzuregen und zu fördern, hat sich die SAW für die nächsten Jahre zum Ziel gesetzt.
Mittendrin sein, in guter Nachbarschaft leben hat auch mit einer guten Durchmischung verschiedener Altersgruppen und Generationen zu tun. Für neue Bauprojekte tut sich die SAW deshalb mit Genossenschaften und anderen gemeinnützigen Institutionen zusammen. So soll in unserer Stadt neuer, innovativ gestalteter Wohnraum entstehen – für ein lebendiges Miteinander, das Individualität respektiert und Gemeinsamkeit ermöglicht. Damit Nachbarschaft mehr ist als das Teilen von Waschküche und Eingangsbereich.
Ich wünsche Ihnen anregendes Surfen in unserem neu gestalteten Jahresbericht!
SAW-Direktorin Beatrice Appius blickt auf Highlights und Herausforderungen im Berichtsjahr zurück und erklärt, warum Mittendrin für die SAW ein wichtiges Wort ist.
«Mittendrin sein hat für mich nichts mit hektischer Betriebsamkeit zu tun, sondern mit dem alltäglichen, ‹gewöhnlichen›, durchaus auch geruhsamen Leben in gewohnter Umgebung.»
Beatrice Appius, Mittendrin heisst das Schwerpunktthema des Geschäftsberichts 2016. Wofür steht dieser Begriff in der SAW?
Beatrice Appius
Früher war die Ansicht verbreitet, dass ältere Menschen am besten «ruhig und im Grünen» wohnen sollten. Heute wissen wir, dass die Bedürfnisse in die andere Richtung gehen: Man möchte kurze Wege und unkomplizierte Kontaktmöglichkeiten haben. Die meisten unserer Siedlungen liegen denn auch sehr zentral. Viele Mieterinnen und Mieter wohnten schon vorher im Quartier und können bei uns die bisherigen Freundschaften pflegen, ihre Hausärztin behalten und überhaupt auf vertrauten Wegen liebgewonnenen Gewohnheiten nachgehen. Mittendrin sein hat für mich nichts mit hektischer Betriebsamkeit zu tun, sondern mit dem alltäglichen, «gewöhnlichen», durchaus auch geruhsamen Leben in gewohnter Umgebung.
Isabel Baumberger
Kontakte nach aussen sind sicher wichtig. Und wie vernetzt sind die Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb der Siedlungen? Wieviel Kontakt haben sie untereinander?
Beatrice Appius
Das ist sehr unterschiedlich. In manchen Siedlungen ist das Sozialleben lebhaft und die nachbarschaftliche Hilfe ausgeprägt, an anderen Orten bleibt man eher für sich. Wir engagieren uns für die Stärkung der sozialen Netze bereits durch Veranstaltungen und Kurse. Jetzt bauen wir die soziokulturelle Arbeit weiter aus: Selbstorganisierte Aktivitäten wie etwa Mittagstische oder Lesezirkel sollen Unterstützung bekommen, zum Beispiel indem wir erfahrene Initiantinnen und Initianten mit Interessierten aus anderen Siedlungen zusammenbringen. Darüber hinaus möchten wir externe Freiwillige als ergänzende Bezugspersonen unserer Mieterschaft gewinnen. Denn auch in der SAW gibt es Menschen, die einsam sind.
Isabel Baumberger
Im Berichtsjahr sind die Geschäftsbereiche neu organisiert worden – unter anderem gibt es jetzt den Bereich Wohnen, in dem Vermietung, Hauswartung, Sozialdienst und Soziokultur zusammengefasst sind. Was ist das Konzept dahinter?
Beatrice Appius
Die Mitarbeitenden dieses Bereichs stehen alle in nahem Kontakt mit den Mieterinnen und Mietern. Sie arbeiten nun enger zusammen, die Entscheidungswege werden kürzer; Zum Beispiel können Anliegen aus einer Siedlung vom Hauswart unkompliziert weitergeleitet und innerhalb des Bereichs Wohnen weiterbearbeitet werden. Kürzere Wege sind auch die Idee hinter den Veränderungen bei der Spitex SAW: Unter anderem arbeiten die vier direkten Vorgesetzten unserer Pflegefachleute nicht mehr in der zentralen Geschäftsstelle, sondern in der Hauptsiedlung des Gebiets, das sie leiten. So sind sie näher am Arbeitsalltag ihrer Mitarbeitenden und näher bei der Kundschaft.
Isabel Baumberger
Die SAW unterhält 34 Siedlungen und hat in den nächsten Jahren grössere Bauprojekte vor – wie bilden sich diese Aufgaben in der neuen Organisation ab?
Beatrice Appius
Neu sind Bau und Unterhalt im gleichnamigen Bereich zusammengefasst. Er ist für ein auf den Bedarf ausgerichtetes, professionell unterhaltenes Siedlungsportfolio verantwortlich. In diesem Bereich ist das Denken weniger auf die aktuelle Mieterschaft fokussiert, es gelten andere Zeithorizonte und Abläufe. Aber auch eine gute mittel- und langfristige Planung kommt letztlich wieder den Mieterinnen und Mietern zugute: Wenn klar ist, in welchem Zeitraum mit einer Sanierung oder einem Ersatzneubau zu rechnen ist, gibt das Orientierung und Sicherheit.
Isabel Baumberger
Worin lagen 2016 die grössten Herausforderungen für die SAW?
Beatrice Appius
Umstrukturierungen ziehen meist personelle Veränderungen nach sich; das war auch in der SAW so. Dazu kamen längere krankheitsbedingte Abwesenheiten von Kadermitarbeitenden. Zwar konnten wir gute interimistische Lösungen finden und sind mit drei neuen GL-Mitgliedern inzwischen gut aufgestellt. Aber der Spielraum für die Realisierung neuer Projekte war durch die Übergangssituation einschränkt.
Generell beschäftigt uns, dass der Bedarf an Wohnungen viel grösser ist als unser Bestand, zumal immer mehr ältere Menschen kurzfristig ihre Wohnung verlieren. Für die Vergabe haben wir klare Kriterien, trotzdem können Mietinteressentinnen und -interessenten ein Nein nicht immer nachvollziehen. Der Umgang mit ihren drängenden Fragen ist oft nicht einfach.
Isabel Baumberger
Was waren für Sie besondere Highlights im Berichtsjahr?
Beatrice Appius
Die Entwicklung der neuen SAW-Strategie mit der Geschäftsleitung und anderen Kadermitarbeitenden konkretisiert sich und macht grosse Freude. Erfreulich ist auch, dass wir im denkmalgeschützten Teil der Siedlung Espenhof kleine Wohnungen einplanen dürfen, welche die Vorgaben der Wohnbauförderung unterschreiten, dafür aber weiterhin sehr günstig sind. Generell gibt es immer wieder kleine, «alltägliche» Freuden – unter anderem in den Begegnungen mit Mieterinnen und Mietern. Jemanden, der bei uns wohnt, im persönlichen Gespräch kennenzulernen, bringt mir jeweils inspirierende neue Impulse für die Weiterentwicklung unseres Angebots.
Isabel Baumberger
Neben Erfreulichem gibt es immer auch Enttäuschungen – welche wird Ihnen von 2016 in Erinnerung bleiben?
Beatrice Appius
Sehr bedauerlich fand ich das Bundesgerichtsurteil zur geplanten Siedlung Grünwald – bekannt unter dem Projektnamen «Ringling» –, die nun nicht gebaut werden kann. In Kooperation mit zwei Baugenossenschaften hätte im Quartier Rütihof eine grosse Siedlung mit Quartierzentrum und Café entstehen können – ein lebendiges Miteinander verschiedener Generationen. Aber die Idee ist nicht gestorben: Zusammen mit den beiden anderen Bauträgerinnen wollen wir für das baureife Grundstück ein neues Projekt entwickeln.•
Die Geschäftsleitung der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW
Beatrice Appius Direktorin
Ilka Tegeler Bereichsleiterin Bau und Unterhalt
Marianne Lobrinus Bereichsleiterin Wohnen
Andreas Dreier Bereichsleiter Spitex
Balz Christen Bereichsleiter Finanzen und Services a.i.
Die Geschäftsleitung der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW
Beatrice Appius Direktorin
Ilka Tegeler Bereichsleiterin Bau und Unterhalt
Marianne Lobrinus Bereichsleiterin Wohnen
Andreas Dreier Bereichsleiter Spitex
Balz Christen Bereichsleiter Finanzen und Services a.i.
Beatrice Appius (55) ist seit August 2015 Direktorin der SAW. Zuvor leitete die Psychologin mit Weiterbildungen in Gerontologie, Betriebswirtschaft und Organisationsentwicklung die Abteilung Alter und Pflege der Stadt Schlieren.
Appius ist verheiratet und wohnt in Zürich-Wipkingen.
Ilka Tegeler (43) leitet seit Oktober 2016 den Bereich Bau und Unterhalt. Die diplomierte Architektin mit Weiterbildungen in Immobilienökonomie und Projektmanagement leitete in den vergangenen Jahren Projekte bei Gigon/Guyer Architekten und bei der Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1. Tegeler wohnt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Zürich-Albisrieden.
Marianne Lobrinus (50) leitet den 2016 neu geschaffenen Bereich Wohnen. Dazu gehören Vermietung, Hauswartung, Sozialdienst und Soziokultur. Zuvor war sie bei der SAW verantwortlich für Kurse und Veranstaltungen. Die Westschweizerin studierte Philosophie und Romanistik, war Lehrerin und absolvierte Weiterbildungen in Pädagogik, HR-Management und Psychosoziologie. Lobrinus lebt mit Mann und Sohn in Wädenswil.
Andreas Dreier (33) ist seit April 2016 für den Bereich Spitex SAW verantwortlich. Der ausgebildete Pflegefachmann HF mit Weiterbildungen in Management und Leadership hat Erfahrung in der Langzeitpflege und war zuletzt Stationsleiter im Spital Affoltern. Dreier hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie im Aargau.
Balz Christen (62), leitet interimistisch den Bereich Finanzen – als Vertretung des abwesenden Kristian Rüegger. Christen war von 1994 bis 2001 bei der SAW Leiter Finanzen und Administration. Heute führt der verheiratete Vater von drei Kindern ein eigenes Buchhaltungsbüro in Zürich-Albisrieden.
Wohnen bei der SAW: mitten im Leben, mitten im Quartier
Läden, Restaurants, öffentlicher Verkehr – alles findet sich in unmittelbarer Nähe der SAW-Siedlung Schaffhauserplatz. Die zentrale Lage ist typisch für die Wohnbauten der SAW. Sie ermöglicht Mieterinnen und Mietern einen unkomplizierten Alltag mit kurzen Wegen und vielfältigen sozialen Kontaktmöglichkeiten im Quartier.
«Guten Morgen», «Salü, wie geht’s?», «Hoi und auf bald» – Germaine Camille kann kaum einen Schritt vor die Wohnungstür setzen, ohne jemandem zu begegnen, den sie kennt. Ein kurzer Schwatz hier, ein Handschütteln dort, ein Winken, ein Lächeln. Die 81-Jährige hat fast ihr ganzes Leben in der Gegend um den Schaffhauserplatz verbracht. Sie wuchs in der Baugenossenschaft Vrenelisgärtli auf, besuchte den Kindergarten nebenan, war Primar- und Sekundarschülerin im Milchbuck-Schulhaus und kehrte später mit ihrem Mann – einem Mauritianer, den sie in London kennengelernt hatte – und den beiden Söhnen wieder zurück ins Vrenelisgärtli. Vor drei Jahren, nachdem ihr Mann in ein städtisches Pflegeheim umgezogen war, bezog sie ihre heutige Einzimmerwohnung in der SAW-Siedlung Schaffhauserplatz.
Schon immer genoss sie es, mittendrin zu leben: vier Tramlinien vor der Haustür und alle Läden für den täglichen Bedarf gleich um die Ecke. Unter anderem eine der ersten Migros-Filialen, in der bereits ihre Mutter einkaufte. «Die Siedlung Schaffhauserplatz passt perfekt zu mir», sagt Germaine Camille, die auf dem zweiten Bildungsweg Jura studierte und an vielem interessiert ist. Täglich taucht sie ein ins Leben des Quartiers, der Stadt.
Oft klingelt der Wecker in aller Herrgottsfrühe. Sie nimmt das erste Tram, dann den Zug Richtung Bergwelt und wandert, wenn andere aufwachen, bereits den Höhenweg entlang. In letzter Zeit muss sie es gemächlicher angehen: «Ein Bein macht nicht mehr so gut mit.» Trotzdem turnt sie und besucht die SEBA®-Kurse der SAW, ein Training für körperliche und geistige Beweglichkeit. Sie schwimmt im Wärmebad Käferberg, geht ins Aquafit und trifft ehemalige Schulfreundinnen zu Zahlenspielen. Am Lesezirkel im Kirchgemeindehaus Oberstrass nimmt sie ebenso teil wie an den Treffen einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die nicht mehr sprechen können. Ihr war sie vor 30 Jahren beigetreten, als ihr Mann nach einem Hirnschlag die Sprache verlor – für immer. Heute führt Camilles Weg sie regelmässig zum Friedhof Nordheim an sein Grab – und an das ihres älteren Sohnes, der vor fünf Jahren starb.
Germaine Camille hat praktisch täglich etwas vor. Nur den Mittwoch versucht sie jeweils frei von Verpflichtungen zu halten. Manchmal nimmt sie dann spontan die Uetlibergbahn und fährt zum Treff der Naturfreunde, mit denen sie zahlreiche Skitouren und Wanderungen gemacht hat. «Ich schätze es unglaublich, so zentral und in einem lebendigen Quartier zu wohnen, das auf natürliche Weise gewachsen ist. Vieles hier ist in einer Zeit entstanden, in der auch ich gross wurde. Nun sind wir zusammen älter geworden.»
Schon immer genoss sie es, mittendrin zu leben: vier Tramlinien vor der Haustür und alle Läden für den täglichen Bedarf gleich um die Ecke. Unter anderem eine der ersten Migros-Filialen, dort kaufte bereits ihre Mutter ein. «Die Siedlung Schaffhauserplatz passt perfekt zu mir», sagt Germaine Camille, die auf dem zweiten Bildungsweg Jura studierte und an vielem interessiert ist. Täglich taucht sie ein ins Leben des Quartiers, der Stadt. Oft klingelt der Wecker in aller Herrgottsfrühe. Sie nimmt das erste Tram, dann den Zug Richtung Bergwelt und wandert, wenn andere aufwachen, bereits den Höhenweg entlang. In letzter Zeit muss sie es gemächlicher angehen: «Ein Bein macht nicht mehr so gut mit.» Trotzdem turnt sie und besucht die SEBA®-Kurse der SAW, ein Training für körperliche und geistige Beweglichkeit. Sie schwimmt im Wärmebad Käferberg, geht ins Aquafit und trifft ehemalige Schulfreundinnen zu Zahlenspielen.
Am Lesezirkel im Kirchgemeindehaus Oberstrass nimmt sie ebenso teil wie an den Treffen einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die nicht mehr sprechen können. . Ihr war sie vor 30 Jahren beigetreten, als ihr Mann nach einem Hirnschlag die Sprache verlor – für immer. Heute führt Camilles Weg sie regelmässig zum Friedhof Nordheim an sein Grab – und an das ihres älteren Sohnes, der vor fünf Jahren starb. Germaine Camille hat praktisch täglich etwas vor. Nur den Mittwoch versucht sie jeweils frei von Verpflichtungen zu halten. Manchmal nimmt sie dann spontan die Uetlibergbahn und fährt zum Treff der Naturfreunde, mit denen sie zahlreiche Skitouren und Wanderungen gemacht hat. «Ich schätze es unglaublich, so zentral und in einem lebendigen Quartier zu wohnen, das auf natürliche Weise gewachsen ist. Vieles hier ist in einer Zeit entstanden, in der auch ich gross wurde. Nun sind wir zusammen älter geworden.»
Mit Germaine Camille unterwegs
1 Baugenossenschaft Vrenelisgärtli
Hier wuchs Germaine Camille auf und kehrte später mit ihrer eigenen Familie wieder hierher zurück.
2 Migros Schaffhauserplatz
Germaine Camille kauft dort ein, wo bereits ihre Mutter zu den Kundinnen zählte; diese Migros-Filiale war eine der ersten in der Schweiz.
3 Café Gnädinger
Wenn Germaine Camille ins Café Gnädinger geht, gönnt sie sich eine heisse Schokolade.
4 Wärmebad Käferberg
«Schwimmen wie ein Jojo ist nicht mein Ding», sagt Germaine Camille. Sie crawlt lieber und besucht im Käferberg auch das Aquafit.
5 SEBA-Kurse
Germaine Camille schätzt die zahlreichen SEBA-Kurse, deren Angebot in der Siedlung Schaffhauserplatz besonders gross ist.
6 Kirchgemeindehaus Oberstrass
Nach dem Schwimmen im Käferberg geht Germaine Camille jeweils in den Lesezirkel im Kirchgemeindehaus Oberstrass. «Der Austausch mit anderen gefällt mir.»
7 Heilpädagogische Hochschule
Auch nach dem Tod ihres aufgrund eines Hirnschlags schwer behinderten Mannes nimmt Germaine Camille noch immer an der Selbsthilfegruppe der Aphasiker (Sprachlose) teil.
8 Friedhof Nordheim
Regelmässig führt Germaine Camilles Weg zum Friedhof Nordheim ans Grab ihres Ehemannes und ihres im Alter von 53 Jahren verstorbenen Sohnes.
9 Uetliberg
Auf dem Uetliberg nimmt Germaine Camille am Treff der Naturfreunde teil, mit denen sie zahlreiche Ski- und Wandertouren unternommen hat.
10 Hauptbahnhof
Oft nimmt Germaine Camille das erste Tram, fährt zum Hauptbahnhof und dann zum Wandern in die Berge.
1 Baugenossenschaft Vrenelisgärtli
Hier wuchs Germaine Camille auf und kehrte später mit ihrer eigenen Familie wieder hierher zurück.
2 Migros Schaffhauserplatz
Germaine Camille kauft dort ein, wo bereits ihre Mutter zu den Kundinnen zählte; diese Migros-Filiale war eine der ersten in der Schweiz.
3 Café Gnädinger
Wenn Germaine Camille ins Café Gnädinger geht, gönnt sie sich eine heisse Schokolade.
4 Wärmebad Käferberg
«Schwimmen wie ein Jojo ist nicht mein Ding», sagt Germaine Camille. Sie crawlt lieber und besucht im Käferberg auch das Aquafit.
5 SEBA-Kurse
Germaine Camille schätzt die zahlreichen SEBA-Kurse, deren Angebot in der Siedlung Schaffhauserplatz besonders gross ist.
6 Kirchgemeindehaus Oberstrass
Nach dem Schwimmen im Käferberg geht Germaine Camille jeweils in den Lesezirkel im Kirchgemeindehaus Oberstrass. «Der Austausch mit anderen gefällt mir.»
7 Heilpädagogische Hochschule
Auch nach dem Tod ihres aufgrund eines Hirnschlags schwer behinderten Mannes nimmt Germaine Camille noch immer an der Selbsthilfegruppe der Aphasiker (Sprachlose) teil.
8 Friedhof Nordheim
Regelmässig führt Germaine Camilles Weg zum Friedhof Nordheim ans Grab ihres Ehemannes und ihres im Alter von 53 Jahren verstorbenen Sohnes.
9 Uetliberg
Auf dem Uetliberg nimmt Germaine Camille am Treff der Naturfreunde teil, mit denen sie zahlreiche Ski- und Wandertouren unternommen hat.
10 Hauptbahnhof
Oft nimmt Germaine Camille das erste Tram, fährt zum Hauptbahnhof und dann zum Wandern in die Berge.
Scharnier zwischen innen und aussen
«Der Begriff ‹Mittendrin› passt gut zu uns», sagt SAW-Geschäftsleitungsmitglied Marianne Lobrinus. «Die meisten unserer 34 Siedlungen sind gut ins Quartier eingebettet und mit zahlreichen Kontaktmöglichkeiten ausgestattet.» Man kann sich vor der Waschmaschine treffen, bei den Briefkästen, im Gemeinschaftsraum, am Grill im Garten oder in einem der zahlreichen SEBA®-Kurse. Deren Angebot ist in der Siedlung Schaffhauserplatz der zentralen Lage wegen besonders gross. Sie wird nicht nur von den Mieterinnen und Mietern geschätzt, sondern auch von Quartierbewohnerinnen und -bewohnern.
Die Kurse sind Scharniere zwischen innen und aussen und wirken über die Kursstunden hinaus auch als soziales Netz: Man trifft sich manchmal zum Kaffee, findet zu einem Spaziergang zusammen oder geht gemeinsam auf Einkaufstour. Und wenn jemand krankheitshalber fehlt, greift man zum Telefon.
Neben Kursen und Veranstaltungen, welche die SAW anbietet, gibt es auch zahlreiche Initiativen aus den Reihen der Mieterschaft: Yogastunden etwa, Lesegruppen, Kaffee- und Kuchen-Runden oder selbstorganisierte Mittagstische.
Bildstrecke
«Unsere Tavolata bringt die Menschen zusammen.»
Wie jeden zweiten Donnerstag im Monat stehen im Gemeinschaftsraum der Siedlung Letten – genannt «Letten-Stube» und mit einer Küche ausgestattet – zwei lange, hingebungsvoll geschmückte Tische bereit. Seit morgens sind die Initiantinnen Renata Feiner und Margrit Huonder, unterstützt von ihren Lebenspartnern, mit Schnetzeln, Rüsten und Anbraten des Mitgebrachten beschäftigt. Wie immer haben sich rund 20 Personen zum Dreigangmenü angemeldet. «Nicht mehr wegzudenken», heisst es später, als jeder Stuhl besetzt ist. «Das Highlight des Monats», fügt ein anderer Fan an. Es wird gegessen, geprostet, getrunken, gelacht, geschwatzt. Die Stimmung: genüsslich.
«Unser Mittagstisch bringt die Leute zusammen», sagt Margrit Huonder. Sie hofft, der Funke möge auch in andere SAW-Siedlungen überspringen. «Wir beiden Zugpferdchen werden in den kommenden Monaten auf jeden Fall in verschiedenen Siedlungen Infoveranstaltung zur Tavolata durchführen, mit Unterstützung der SAW-Stiftung und von Migros-Kulturprozent», fügt Renata Feiner an.
Beide wollen Tavolata-Neulingen beratend zur Seite stehen. Damit sind sie genau auf der Linie, die sich die SAW-Leitung vorgenommen hat: Künftig soll die Verbundenheit innerhalb der Siedlungen, aber auch mit dem Quartier weiter ausgebaut werden – durch Freiwilligenarbeit und verstärkte Nachbarschaftshilfe. «Wir wollen die sozialen Netzwerke weiter fördern», sagt Marianne Lobrinus. Denn nicht alle Mieterinnen und Mieter hätten so viele Kontakte wie die gut vernetzte, aussergewöhnlich aktive Germaine Camille. «Etliche von ihnen sind in ihrer Mobilität eingeschränkt oder haben aus anderen Gründen mit Einsamkeit zu kämpfen», erläutert Lobrinus. Im Zentrum werden deshalb Angebote stehen, die Menschen miteinander in Kontakt bringen. Dabei sollen sich, wenn möglich, auch externe Menschen engagieren. «Wir haben uns für die nächsten Jahre einiges vorgenommen, um die Kommunikation zwischen innen und aussen zu intensivieren», so Marianne Lobrinus.
Speditiv, hilfsbereit, freundlich: der Hauswart
Germaine Camille hat inzwischen ihren Gang durchs Quartier beendet. Auf dem Heimweg kreuzt sich ihr Weg mit dem von Rainer Salib, Hauswart der Siedlungen Schaffhauserplatz, Letten und Konradstrasse. Immer sei er «speditiv, hilfsbereit und freundlich», sagt sie. Später, in seiner Werkstatt zwischen Regalen voller sortierter Schrauben, Nägel und Glühbirnen erzählt Rainer Salib von seinen Gesprächen mit
Mieterinnen und Mietern, in denen es nicht immer nur um Lampen, Kabel oder die Heizung geht. So weiss er auch, dass Germaine Camille in einigen Tagen wieder ihren Koffer packen wird – dieses Mal den grossen. Denn bald schon nimmt sie das Tram nach Kloten und fliegt nach Mauritius zur Familie ihres verstorbenen Mannes. Es werden 14 Tage sein, in denen jeder Tag ein Mittwoch ist: zwei Wochen Ferien.
Speditiv, hilfsbereit, freundlich
Germaine Camille hat inzwischen ihren Gang durchs Quartier beendet. Auf dem Heimweg kreuzt sich ihr Weg mit dem von Rainer Salib, Hauswart der Siedlungen Schaffhauserplatz, Letten und Konradstrasse. Immer sei er «speditiv, hilfsbereit und freundlich», sagt sie. Später, in seiner Werkstatt zwischen Regalen voller sortierter Schrauben, Nägel und Glühbirnen erzählt Rainer Salib von seinen Gesprächen mit Mieterinnen und Mietern, in denen es nicht immer nur um Lampen, Kabel oder die Heizung geht. So weiss er auch, dass Germaine Camille in einigen Tagen wieder ihren Koffer packen wird – dieses Mal den grossen. Denn bald schon nimmt sie das Tram nach Kloten und fliegt nach Mauritius zur Familie ihres verstorbenen Mannes. Es werden 14 Tage sein, in denen jeder Tag ein Mittwoch ist: zwei Wochen Ferien.
Die Siedlung Schaffhauserplatz: zentral und grün – typisch SAW
Die 1977 gebaute Siedlung mit insgesamt 66 Ein- bis Dreizimmerwohnungen liegt im Quartier Unterstrass zwischen Hofwiesen- und Seminarstrasse. Mieterinnen und Mieter schätzen ihre zentrale Lage, den grosszügigen grünen Innenhof und die günstigen Mietzinse. Die Dienstleistungen der Spitex SAW und des Hauswarts, ein 24-Stunden-Pikettdienst sowie Kurse und Veranstaltungen tragen ebenfalls zur Lebensqualität des autonomen Wohnens im Alter bei.
Weitere Informationen zur Siedlung Schaffhauserplatz
Die diplomierte Pflegefachfrau Gülsen Güler (44) ist für die Spitex SAW in der Siedlung Schaffhauserplatz unterwegs. Regelmässig animiert sie ihre Kundinnen und Kunden zu Ausflügen ins vielfältige Quartier. Wenn deren Kräfte dazu nicht reichen, brüht sie auch einmal einen Tee auf und nimmt sich Zeit für ein kleines Gespräch.
«In meinem Beruf braucht es wache Ohren und ein offenes Herz. Man ist mittendrin in den Siedlungen und auch im Leben der Menschen, die man betreut. Natürlich: Ich bin Pflegefachfrau. Aber ich bin auch Ansprechperson für vieles, was nicht direkt mit der Pflege zu tun hat. Bei Fragen oder Problemen sind wir von der Spitex oft die ersten, die davon hören. Und wir tun alles, was wir im Rahmen unserer Aufgabe tun können, damit es unseren Klientinnen und Klienten möglichst gut geht.
Manchmal bin ich „Verknüpferin“ zwischen meinen Spitex-Kundinnen und -Kunden, ihren Familien, dem Arzt oder dem Beistand. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit der Hauswirtschaft unserer Spitex und dem Sozialdienst der SAW. Immer wieder versuche ich Klientinnen und Klienten dazu anzuregen, ins soziale Leben des Quartiers einzutauchen, beispielsweise in eines der nahe gelegenen Cafés zu gehen – auch wenn sie nicht mehr so gut zu Fuss sind. Die Siedlung liegt so zentral, dass es für alle etwas Interessantes in der Nähe gibt, das Abwechslung in ihren Alltag bringt.
Menschen, die nicht mehr gut rausgehen können oder mögen, sind oft lange allein. Bei ihnen bleibe ich auch einmal etwas länger und koche vielleicht sogar einen Tee. Meist ergeben sich dann schöne kleine Gespräche. Es geht ja bei meinen Besuchen nicht nur um geschwollene Beine oder Bluthochdruck. Nein, ich sehe den Menschen als Ganzes. Wenn wir klingeln, wissen wir nie genau, was uns in der Wohnung erwartet. Hinter jeder Tür ist eine andere Welt. Und ich möchte mich auf sie einlassen können.
Gerade wer ohne Familie ist, wendet sich häufig an uns. Doch auch wer eine Familie hat, sieht mich meist regelmässiger als die eigenen Kinder. Das ergibt enge Beziehungen, auch wenn ich Pflegefachfrau und nicht Freundin oder Tochter bin. Diese Beziehungen zu pflegen, ist schön: ein Schwatz im Treppenhaus, eine Begrüssung im Eingang, ein Zuwinken im Gang. Die Bezugspflege, die uns in der SAW sehr wichtig ist, wird künftig in einem grösseren, vielseitigeren Rahmen möglich sein: Wir arbeiten neu in einem kleinen, flexiblen Team, das für mehrere Siedlungen zuständig ist. Unsere Kundinnen und Kunden haben dann zwei bis maximal drei Bezugspersonen, und wir arbeiten nicht mehr jede für sich, sondern können uns im Team austauschen.
Ich kenne die Lebenssituation der Menschen, mit denen ich viel zu tun habe, und bekomme häufig Zeichen des Danks, oft ein Lächeln, manchmal Schokolade. Ein weiteres schönes Zeichen erkenne ich darin, dass die Klientinnen und Klienten meist schon nach wenigen Begegnungen meinen Namen richtig aussprechen können. Das ist ein Zeichen von Respekt. Und den pflegen wir hier gegenseitig.»
«Natürlich: Ich bin Pflegefachfrau. Aber es geht bei meinen Besuchen nicht nur um geschwollene Beine oder Bluthochdruck.»
Gülsen Güler, Pflegefachfrau Spitex SAW
«In meinem Beruf braucht es wache Ohren und ein offenes Herz. Man ist mittendrin in den Siedlungen und auch im Leben der Menschen, die man betreut. Natürlich: Ich bin Pflegefachfrau. Aber ich bin auch Ansprechperson für vieles, was nicht direkt mit der Pflege zu tun hat. Bei Fragen oder Problemen sind wir von der Spitex oft die ersten, die davon hören. Und wir tun alles, was wir im Rahmen unserer Aufgabe tun können, damit es unseren Klientinnen und Klienten möglichst gut geht.
Manchmal bin ich „Verknüpferin“ zwischen meinen Spitex-Kundinnen und -Kunden, ihren Familien, dem Arzt oder dem Beistand. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit der Hauswirtschaft unserer Spitex und dem Sozialdienst der SAW. Immer wieder versuche ich Klientinnen und Klienten dazu anzuregen, ins soziale Leben des Quartiers einzutauchen, beispielsweise in eines der nahe gelegenen Cafés zu gehen – auch wenn sie nicht mehr so gut zu Fuss sind. Die Siedlung liegt so zentral, dass es für alle etwas Interessantes in der Nähe gibt, das Abwechslung in ihren Alltag bringt.
Menschen, die nicht mehr gut rausgehen können oder mögen, sind oft lange allein. Bei ihnen bleibe ich auch einmal etwas länger und koche vielleicht sogar einen Tee. Meist ergeben sich dann schöne kleine Gespräche. Es geht ja bei meinen Besuchen nicht nur um geschwollene Beine oder Bluthochdruck.
Nein, ich sehe den Menschen als Ganzes. Wenn wir klingeln, wissen wir nie genau, was uns in der Wohnung erwartet. Hinter jeder Tür ist eine andere Welt. Und ich möchte mich auf sie einlassen können.
Gerade wer ohne Familie ist, wendet sich häufig an uns. Doch auch wer eine Familie hat, sieht mich meist regelmässiger als die eigenen Kinder. Das ergibt enge Beziehungen, auch wenn ich Pflegefachfrau und nicht Freundin oder Tochter bin. Diese Beziehungen zu pflegen, ist schön: ein Schwatz im Treppenhaus, eine Begrüssung im Eingang, ein Zuwinken im Gang. Die Bezugspflege, die uns in der SAW sehr wichtig ist, wird künftig in einem grösseren, vielseitigeren Rahmen möglich sein: Wir arbeiten neu in einem kleinen, flexiblen Team, das für mehrere Siedlungen zuständig ist. Unsere Kundinnen und Kunden haben dann zwei bis maximal drei Bezugspersonen, und wir arbeiten nicht mehr jede für sich, sondern können uns im Team austauschen.
Ich kenne die Lebenssituation der Menschen, mit denen ich viel zu tun habe, und bekomme häufig Zeichen des Danks, oft ein Lächeln, manchmal Schokolade. Ein weiteres schönes Zeichen erkenne ich darin, dass die Klientinnen und Klienten meist schon nach wenigen Begegnungen meinen Namen richtig aussprechen können. Das ist ein Zeichen von Respekt. Und den pflegen wir hier gegenseitig.»
«Natürlich: Ich bin Pflegefachfrau. Aber es geht bei meinen Besuchen nicht nur um geschwollene Beine oder Bluthochdruck.»