Hilfe
2 / 16
Geschichten aus der SAW

«Das Training spornt mich an, über meinen Horizont hinauszudenken»

Seit zehn Jahren wohnt Olga Stieger in der SAW-Siedlung Rebwies. Seit zwei Jahren besucht sie das Gedächtnis- und Bewegungstraining «agil&mobil». Sie hat sich schon früh damit auseinandergesetzt, wie sie den Beschwerden des Alters begegnen will.

Olga Stieger (71) löst die Denksportaufgaben aus dem Gedächtnis­training gerne auch zuhause. Auch die Übungen aus dem Bewegungstraining hat sie in ihren Alltag integriert.
Olga Stieger (71) löst die Denksportaufgaben aus dem Gedächtnis­training gerne auch zuhause. Auch die Übungen aus dem Bewegungstraining hat sie in ihren Alltag integriert.
Olga Stieger (71) löst die Denksportaufgaben aus dem Gedächtnis­training gerne auch zuhause. Auch die Übungen aus dem Bewegungstraining hat sie in ihren Alltag integriert.
Olga Stieger (71) löst die Denksportaufgaben aus dem Gedächtnis­training gerne auch zuhause. Auch die Übungen aus dem Bewegungstraining hat sie in ihren Alltag integriert.
Olga Stieger (71) löst die Denksportaufgaben aus dem Gedächtnis­training gerne auch zuhause. Auch die Übungen aus dem Bewegungstraining hat sie in ihren Alltag integriert.
Olga Stieger (71) löst die Denksportaufgaben aus dem Gedächtnis­training gerne auch zuhause. Auch die Übungen aus dem Bewegungstraining hat sie in ihren Alltag integriert.

«Mir ist es wichtig, die Grenzen, die das Alter Körper oder Verstand setzt, immer weiter hinauszuschieben. Ich bereite mich mental auch darauf vor, wie es wäre, wenn ich einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erleiden würde. Für mich gehört es zum Leben, sich frühzeitig mit solchen Szenarien auseinanderzusetzen. Auch mit Augenproblemen oder Krankheiten wie Krebs und Diabetes, die uns im Alter treffen können. Dem versuche ich gegenzusteuern, so gut ich kann. Zum Beispiel mit einer gesunden Ernährung oder eben mit dem «agil&mobil»-Training der SAW.

 

«Am Anfang dachte ich,
das mach‘ ich doch mit links.»

 

Am Anfang dachte ich, das mach‘ ich mit links – aber da hatte ich mich schön getäuscht! Die Kurse umfassen ein breites Spektrum und sind für alle anspruchsvoll. Im Gedächtnistraining geht es mal um die Biografie einer berühmten Persönlichkeit, mal um die Jahres­zeiten, mal um historische Ereignisse. Wir lesen einen Text und diskutieren darüber. Danach haben wir beispielsweise fünf Minuten Zeit, um alles zusammenzufassen. Oder wir suchen Wörter, die zum Thema passen und bilden mit ihnen neue Wortpaare. Es geht um Konzentration, Flexibilität und Kreativität. Aber auch um soziale Kontakte: Nach dem Kurs gehen wir meistens noch einen Kaffee trinken. So setzen wir uns immer wieder mit anderen Menschen und ihren Ansichten auseinander. Das ist bereichernd und erweitert den Horizont. Auch zu Hause löse ich regelmässig Denksportaufgaben. Ausserdem male ich Bilder und lese viel – und hüte regelmässig mein Enkelkind, das hält mich jung.

 

In der einen Woche stärken wir unser Köpfchen im Gedächtnistraining, in der anderen den Körper im Bewegungstraining, das alle Teilnehmenden ihren individuellen Fähigkeiten anpassen. Einige machen die Übungen im Sitzen, andere halten sich fest und wieder andere können es noch freihändig. Da werden zum Teil Muskeln bewegt, von denen man gar nicht wusste, dass man sie hat. Ich gehe aber schon viele Jahre ins Turnen – ich mache eine Mischung aus Pilates und Yoga – weil ich aufgrund der vielen Computer­arbeit nicht nur meine Augen überstrapaziert habe, sondern auch meine Wirbelsäule und die Knie.

 

Ich habe Slawistik und Kunstgeschichte studiert und war 26 Jahre lang Übersetzerin und Redaktorin beim Institut G2W und der Zeitschrift «Religion und Gesellschaft in Ost und West». Seit frühester Kindheit spreche ich Französisch, Russisch und Deutsch. Mein Vater war katholischer Priester und wechselte später in die Orthodoxie. In Paris lernte er meine Mutter kennen, die aus Russland stammte. 1978 kam ich in die Schweiz, wie so viele der Liebe wegen. Ich singe mittlerweile viele Jahre im Chor der orthodoxen Kirche, zusammen mit Ukrainer*innen und Russ*innen. Wir alle empfinden es als Elend, diesen Krieg erleben zu müssen.

 

Seit 2012 wohne ich mit meinem Mann in der Siedlung Rebwies. Wir leben mitten im Grünen, Schafe grasen vor dem Haus, und doch sind Tram und Stadt nur einen Katzensprung entfernt. Leider habe ich bisher nur eine meiner Nachbarinnen vom «agil&mobil»-Training überzeugen können, alle anderen wehren ab. Dabei merken wir es doch alle: Im Alter werden wir schneller müde und brauchen mehr Zeit zur Erholung. Aber nach dem Gedächtnis- und Bewegungstraining fühle ich mich immer frisch und erholt. «Fit for fight»: bereit mit den Widrigkeiten der Welt zu kämpfen.»