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Geschichten aus der SAW

«Als Corona kam, begann ich, Masken zu nähen»

Simone Ammann Graf verwirklichte sich an der Seebahnstrasse ihren Traum vom eigenen Nähatelier und Laden. Die gelernte Modezeichnerin und Dessous-Schneiderin gibt Kurse, verkauft Spitzen und Nähmaterialien, hilft aber auch, wenn jemand selbst etwas nähen will. Seit dem Lockdown produziert sie Stoffmasken, die reissenden Absatz finden.

In der Nähwerkstatt von Simone Ammann Graf finden Sie auch Unterstützung für eigene Näharbeiten.
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In der Nähwerkstatt von Simone Ammann Graf finden Sie auch Unterstützung für eigene Näharbeiten.
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In der Nähwerkstatt von Simone Ammann Graf finden Sie auch Unterstützung für eigene Näharbeiten.
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In der Nähwerkstatt von Simone Ammann Graf finden Sie auch Unterstützung für eigene Näharbeiten.
In der Nähwerkstatt von Simone Ammann Graf finden Sie auch Unterstützung für eigene Näharbeiten.
In der Nähwerkstatt von Simone Ammann Graf finden Sie auch Unterstützung für eigene Näharbeiten.
In der Nähwerkstatt von Simone Ammann Graf finden Sie auch Unterstützung für eigene Näharbeiten.
In der Nähwerkstatt von Simone Ammann Graf finden Sie auch Unterstützung für eigene Näharbeiten.

«Es war dieser Moment im Leben, den sicher immer noch viele Frauen kennen: Die Kinder sind erwachsen, und es gibt endlich wieder Zeit, sich zu überlegen, was einem ganz persönlich wichtig ist. Darum sitze ich heute hier in meinem eigenen kleinen Nähatelier und Laden in der SAW-Siedlung Erikastrasse. Ich wäre gerne Handarbeitslehrerin oder Kindergärtnerin geworden, aber das Leben hat mich auf andere Wege geführt. Ich machte eine KV-Lehre und arbeitete im Büro. Später hängte ich noch eine Ausbildung zur Modezeichnerin an.

 

In der Zeit, von der ich am Anfang gesprochen habe, begann ich eine Ausbildung zur Dessous-Schneiderin, die ich im Februar 2019 abschliessen konnte. Schon im Sommer 2018 war ich im Internet auf das Inserat für dieses Ladenlokal gestossen. Im Bewerbungsprozess mit der SAW musste ich erklären, wie mein Angebot die Siedlung bereichern könnte. Ich stellte mir damals vor, dass die Leute aus der Siedlung einfach in mein ‹Lädeli› kommen würden, um bei mir etwas für sich zu nähen. Ende Mai 2019 war es so weit und ich konnte mein eigenes Geschäft eröffnen.

 

Ich glaube, nicht zuletzt weil wir in einen noch nicht ganz fertiggestellten Neubau einzogen, ergab sich eine sehr intensive und schöne Nachbarschaft. Wir liehen uns gegenseitig Werkzeuge oder Leitern aus, und wenn die Türen von Arbeitern blockiert waren, kamen die Leute durch meinen Laden ins Haus. So lernten wir uns kennen. Heute winken wir uns zu und manchmal kommt jemand im Laden vorbei, um Hallo zu sagen. Die Nachbarn nehmen auch meine Päckchen in Empfang, wenn ich weg bin, und selbstverständlich helfe ich immer gerne, wenn jemand eine Frage hat. Ausser einer Nachbarin, die schon zwei Kurse bei mir belegt hat, ist aber noch niemand zum Nähen gekommen. Obwohl ich das auch anbiete: In der ‹Nähwerkstatt› kann man sich von mir Tipps für eigene Schneiderarbeiten holen.

 

Als der Lockdown kam, begann ich, Masken zu nähen und sie ins Schaufenster zu legen. Sie haben alle ein Fach, in das man eine dieser Papiermasken oder ein anderes Vlies hineinlegen kann. Stoffmasken sind nicht nur hübscher, sondern sitzen auch besser als die meisten Einwegmasken. Trotzdem war ich überrascht vom Erfolg. Passanten entdeckten sie beim Flanieren, andere sahen sie, wenn sie im Auto vor dem Rotlicht warten mussten, und wieder andere fanden meinen Webshop im Internet (www.bodywear-made-by-you.ch). Mittlerweile liefere ich auch Modelle an einen Bioladen in Oerlikon. Es gab schon Monate, in denen der Maskenverkauf die Ladenmiete decken konnte. Das hätte ich nie erwartet. Um mir meinen Traum vom eigenen Nähatelier und Laden leisten zu können, arbeite ich noch 40 Prozent in einem Sekretariat. Darum ist das Atelier nur am Mittwoch-, Donnerstag- und Freitagnachmittag sowie jeden zweiten und vierten Samstag im Monat geöffnet.

 

Fast jedes Mal, wenn ich jemandem erzähle, was ich mache, heisst es: ‹Ah, wie in Die Herbstzeitlosen!› Man darf sich das aber nicht vorstellen wie im Film. Dort geht es um die von Hand genähte ‹Haute Couture› der Dessous. Bei mir nähen wir mit der Maschine, das sind weniger komplizierte Modelle: Badeanzüge und Bikinis, persönliche Unterwäsche oder auch Leggins. Einer meiner ersten Kursbesucher war ein Mann, der hier einen Männerbadeanzug geschneidert hat, mit kurzen Beinen und Trägern, wie sie unsere Urgrossväter trugen. Sonst sind meine Kundinnen meist Frauen im Alter von etwa 20 bis ungefähr 60, 70 Jahren.

 

Etwas schade finde ich, dass meine Gewerbenachbarn ihre Schaufenster nicht benutzen. Es gibt hier erstaunlich viele Passanten. Die ‹Kleingewerbe-Ecke›, die ich mir hier vorgestellt hatte, ist noch nicht entstanden. Dafür lerne ich viele Menschen aus dem Quartier kennen, die selber kleine Läden und Geschäfte haben und kreative Sachen verkaufen. Von einem Gelati-Hersteller, der ebenfalls in Wiedikon wohnt, verkaufte ich diesen Sommer Glacés und plane das auch nächstes Jahr wieder. Jetzt im Winter sehnt man sich eher nach Wärme und Ruhe – eine ideale Zeit, um zum Beispiel Weihnachtsgeschenke zu nähen.»