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Geschichten aus der SAW

Engagement als Lebenshaltung

Hartmuth Attenhofer politisierte 25 Jahre als Kantonsrat und Statthalter. In diversen Vereinen übernahm er Verantwortung und liess sich in den Vorstand wählen. Seit einigen Jahren wohnt er in der SAW-Siedlung Seebach, arbeitet weniger und ist im kleineren Kreis aktiv: in seiner Nachbarschaft.

«Die Bratwürste für den 1. August sind schon im Tiefkühler», sagt Hartmuth Attenhofer. «Sie waren Aktion. Ich denke, wir schaffen es wieder mit einem Fünf­liber pro Person.» Es ist Ende Juni, Attenhofer sitzt im Tram und spricht mit einem Nachbarn. Er ist mit zehn Mietenden der Siedlung Seebach unterwegs. Es geht in die Altstadt. Attenhofer hat zu einem Ausflug eingeladen. Und während dieser gerade erst beginnt, plant Attenhofer schon den nächsten Anlass vom 1. August. «Und in der Adventszeit koche ich dann wieder viermal Suppe», informiert er die Gruppe.

 

Führung für die Nachbarschaft
Heute stehen der Besuch der Blüemlihalle bei der Stadtpolizei und ein Spaziergang entlang der Schipfe auf dem Programm. Attenhofer führt die Gruppe auf die Rathausbrücke und erklärt, warum diese auch «Gemüsebrücke» genannt wird. Er zeigt das Gebäude, in dem der erste Jelmoli-Laden zu Hause war. Nach einer Pause im Gartenrestaurant geht’s weiter zu einem dunklen Kapitel der Geschichte: dem Denkmal der Täufer, die vor 500 Jahren in Zürich ertränkt wurden. Attenhofer erklärt historische Fakten, interessante Details und grosse Zusammenhänge.

 

Beim Gebäude der Stadtpolizei weiss der langjährige Journalist nicht nur, wo der Treffpunkt für die Besichtigung der kunstvoll bemalten Blüemlihalle ist, sondern auch, wie man die Treppe umgehen kann, wenn man weniger gut zu Fuss ist. Denn für die Ausflüge mit der Nachbarschaft recherchiert Attenhofer ausgiebig im Internet und läuft den Weg vorher mindestens einmal ab. Dabei achtet er auf vieles: «Die Frage ist immer, ob es auch mit Rollator geht. Das ist bei der Schipfe leider nicht möglich. Es hat einige Stufen und das Kopfsteinpflaster ist sehr uneben.»

 

«Ich wollte immer gestalten, mithelfen, etwas verbessern im Kleinen und im Grossen.»

Hartmuth Attenhofer, Mieter SAW-Siedlung Seebach

 

Arbeit als Form der Erfüllung
Sein grosses Engagement prägt das Leben von Hartmuth Attenhofer. Gelernt hat er Koch, arbeitete dann als Tierpfleger und wurde schliesslich Journalist. Daneben hat er sich in der Politik und in vielen Vereinen eingesetzt. «Arbeit war für mich schon immer eine Form von Erfüllung. Ich mache gerne etwas Nützliches», erklärt er. Die Liste seiner Tätigkeiten ist lang. «Für meine zwei Kinder habe ich mal begonnen alles zusammenzutragen, was ich gemacht habe. Aber ich weiss gar nicht mehr alles», sagt er. «Ich wollte immer gestalten, mithelfen, etwas verbessern im Kleinen und im Grossen.»

 

Geschichte und Genuss
Jetzt, im höheren Alter, engagiert er sich in einem kleineren Kreis als früher. In der Siedlung Seebach organisiert er einen monatlichen Altersnachmittag, vier Adventsanlässe, den Neujahrsanlass am Drei­königstag, Kunst- und Kulturrundgänge und den 1. August. Letzteren zusammen mit einem Nachbarn, der bei einem Wettbewerb einen Grill gewonnen hat – das gab den Anstoss zur jährlichen Feier. Es kamen auch schon ein «Schüblig-Ziischtig» und ein «Wurstessen nach Zwingli» dazu. Attenhofer verbindet gerne Geschichte mit Genuss.

Als die SAW bekannt gab, dass sich die Mietenden zum Jubiläum der Stiftung etwas für ihre Siedlung wünschen dürfen, hat Attenhofer zu einer Sitzung eingeladen. Rund 40 Personen haben Wünsche ge­sammelt und diskutiert. Das Ergebnis: Der Gemeinschaftsraum erhält eine richtig gute Kaffeemaschine und der Rest des Betrags wird an die nahegelegene Voliere Seebach gespendet. Attenhofer gibt auch hier vollen Einsatz: «Ich schaue jetzt, welche Kaffeemaschine ins Budget passt und wie wir das mit dem Reinigen und Entkalken machen.»